Montag, 6. Juli 2015
Letztes Wochenende
Sind wir nach Beijing zu Freunden gefahren. Es war super spontan. Leider ist das immer etwas aufwendig durch die Transferzeiten (ca. 2,5 Stunden mit Taxi, Zug, Metro und zu Fuß) und alles immer extrem überfüllt, aber mal muß man auch mal etwas anderes sehen. Wir haben uns dann in den Hutongs dort getroffen. Die Hutongs sind die alten chinesischen Viertel, diese wurden wieder restauriert und heute befinden sich dort viele kleine Cafés und Boutiquen. Sehr schön zum Sitzen, begrünt und man bekommt von den Menschenmassen und dem Verkehr fast nichts mit. Ein kleiner Urlaub in einer Millionengegend!
Zufällig sind wir an einem griechischen Restaurant (!) vorbeigekommen. Danach suchen wir seit 1,5 Jahren hier!!! Hoch erfreut sind wir rein und haben das mal getestet. Über den Dächern der Hutongs konnten wir auf einem Balkon sitzen und den Tag ausklingen lassen. Das Essen war ok, aber man kriegt natürlich nicht das, was man kennt, qualitativ auch anders. Aber man kann ja auch nicht verlangen, daß Chinesen griechisch kochen können. Ist aber mal eine nette Abwechslung gewesen.
Am nächsten Morgen haben wir alle noch schön gemeinsam gefrühstückt und sind dann wieder nach Tianjin aufgebrochen.

Ein solches Wochenende mit lieben Freunden ist Balsam für die Seele und man kann gar nicht aufhören zu quatschen. Da man ja im gleichen Boot sitzt, hat man natürlich viele gemeinsame Themen, über die man sich austauschen kann. Wenn man vor allem seit Wochen kaum andere Menschen gesehen hat, mit denen man sich so austauschen kann, wie man das aus dem „früheren Leben“ in DE kannte, ist man total euphorisch und freut sich tierisch. Klar kann man mit den Kollegen reden, aber das ist eben oberflächlich. Nach so einem Wochenende ist der Aufprall dann in Tianjin oft hart, weil man plötzlich feststellt, daß Tianjin zwar schöne Ecken hat, aber mehr auch nicht. Man lernt selten mal jemanden kennen, die Luft ist oft schlechter als in Beijing, solche Ecken, in denen man mal draußen sitzen kann, gibt es kaum und wenn nur da, wo alle hingehen und man immer Krach hat. Und und und…..Kurz gesagt: Tianjin ist zum Arbeiten da...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Schwangerschaft in China Teil III
Wir sind jetzt in der 14. Woche. Wir?? Genau, ich bin doch live dabei….
Wir ziehen jetzt nur noch Jogginghosen an (jeden Tag diegleiche), das schnürt den Bauch nicht so ab. Ich kann mir ja vorstellen, daß man alles versucht, damit der Bauch nicht gequetscht wird, aber es gibt bestimmt auch hübsche andere Hosen…. Nur, warum auch jeden Tag Turnschuhe? Dicke Füße? Es ist ja Hochsommer mit 38 Grad, ich hab mir sagen lassen, in diesem Land werden alle unsere Klamotten hergestellt inklusive Schuhe, wie so Ballerinas oder zumindest Sneaker, Sandalen….

Die Brecherei jeden Abend ist noch immer da, aber immerhin schafft sie es schon mal wieder, Salat zuzubereiten, der riecht ja nicht….

Unsere Engländerin fragte sie dann beim Mittagessen, warum sie denn Gemüse roh essen würde, bei den ganzen Keimen hier sollte man das doch besser abkochen. Hat sie nicht verstanden. Wer den Neuwagenduft schon als gefährlich einstuft, müsste sich doch gerade über die Hygiene hier Gedanken machen…. Man muß das hier nicht verstehen…

16. Woche: nichts Interessantes Neues leider. Ich berichte weiter!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dragonboat-Fest
Vorletztes Wochenende war ein verlängertes Wochenende, der Montag war also noch frei. Wie der Name schon sagt, haben wir erwartet, daß irgendwo bestimmt ein paar Boote mit coolen Drachen-Figuren rumfahren. Immerhin haben wir letztes Jahr auch schon mal im TV von diversen Rennen in Südchina erfahren, warum soll es das hier nicht geben…. Im Internet stand nichts, aber sowas wird ja dann meist eh wieder auf den chinesischen Seiten kundgetan. Also die Frage an die Kollegen, wo sowas hier stattfindet in der Nähe. In Beijing war klar, daß da nichts sein konnte, da gibt es ja kein Gewässer, aber wir wohnen ja direkt hier in Tianjin am Fluß, also muß doch da was sein.

Antwort „höh???, noch nie gehört“. Wenn ich könnte, würde ich jetzt den Smiley mit dem Fragezeichen über dem Kopf einfügen, aber im Blog geht das leider nicht. Die Antwort bekamen wir von diversen Kollegen und haben die in Frage gestellt. Das kann doch einfach nicht sein! Jede Stadt kriegt hier was auf die Reihe, nur in Tianjin soll nichts sein?!

Und war’s doch! Über unsere WeChat-Expat-Gruppe (WeChat ist ne App, das Gegenstück zu Whatsapp) haben wir erfahren, daß die Tianjin-Universität was ausrichtet und überall in der Stadt hingen Plakate (natürlich nur auf Chinesisch, sonst hätten wir das ja erkannt). Samstagmorgen um 11 Uhr ging es los, am Fluß sammelten sich die Leute und das Wetter war ausnahmsweise auch mal super, richtig blauer Himmel, windig, aber ohne Smog….
Und so schipperten 6 kleine Bötchen da lang, nach ner Stunde war es vorbei. ABER: es fand was statt!!

Das haben wir unseren Kollegen mitgeteilt, Antwort „aha, mmh“. Soviel dazu….

Zu den anderen Tagen kann man sich jetzt eigentlich jeglichen Kommentar sparen, die waren gruselig smoggig.

Die Luft wurde immer mieser und so haben wir echt überlegt, was wir nun machen und unsere Reiseführer rausgeholt. Dort war in Tianjin von einem Antiquitätenmarkt die Rede und da hab ich gedacht, das probieren wir mal aus. In Peking gibt es nämlich auch einen, der aber wirklich gut sein soll… Pustekuchen! Ein paar kleine ramschige Läden, das war es…. Aber man konnte zwei nette Bilder kaufen: Mao und Stalin. Das wär doch mal was fürs Wohnzimmer, was?

Nach dem Wochenende dann die Frage unsererseits, wie denn alle so die Wochenenden verbracht haben: es war ja alles so anstrengend in der letzten Zeit, da hat der zusätzliche Tag gar nicht ausgereicht. 3 Tage lagen alle auf dem Sofa! Naja, man wird ja nicht jünger (Anmerkung: die sind unser Alter). Mittlerweile frag ich mich wirklich, wie man so lethargisch sein kann. Die müssen ja alle nicht mal den Haushalt schmeißen, das machen die Eltern, die kochen alle nicht, Sport macht auch keiner, Hobby ist schlafen. Wahrscheinlich wird man damit 1000 Jahre alt.

Anmerkung zu den Fotos: für kleine Kinder wurden Becken aufgebaut mit Goldfischen, die man angeln konnte. Tierschutz?! Nicht dran denken.

In den Parks haben sich manchmal Orchester zusammengefunden und einfach losgespielt. Klingt wirklich toll!

Und die Gartenanlagen wurden alle super gepflegt!














... link (0 Kommentare)   ... comment


Hitze-Wochenende
Das vorletzte Wochenende war hintzemäßig ganz übel. Man hat es gar nicht mehr ausgehalten, es wurde schwül, Smog zog wieder auf und trotzdem haben wir uns auf den Weg gemacht und sind in die Ancient Street gegangen, wo man typische chinesische Dinge kaufen kann und wo man noch die alten Hutongs ansehen kann. Durch die Hitze haben wir in jedem Laden Zuflucht gesucht und durch Zufall auf ein Möbelgeschäft gestossen…..

Wie wäre es mit einem Bett für RMB 40.000.000 (EUR 5.800.000) oder einem Schrank, natürlich rein handgeschnitzt!





Danach sind wir in den Konfuziustempel gegangen, den hatten wir noch nicht gesehen in Tianjin. Ist aber minder spannend.





Und dann haben wir doch prompt noch ein tschechisches Restaurant entdeckt. Und wer steht da vor der Tür? Den kennt ihr alle noch! Der Pauli. Wir haben ihn Pau Li (Pau steht für flauschig und Li (=Familienname) getauft. Was für ein Zufall…..

... link (0 Kommentare)   ... comment


Beerdigung im Haus
Neulich ist bei uns im 7. Stock jemand verstorben. Dafür wird der Tote eine gewisse Zeit aufgebahrt und dann eingeäschert. Die Wohnung wird dann geschmückt und auch der Hauseingang, so daß jeder weiß, was passiert ist. Nach einigen Tagen werden die ganzen Gestecke dann auf der Straße verbrannt. Dann trifft sich die Familie am Haus und trägt gemeinsam alles zur Straße, Musik wird gespielt und alle gehen in einer Art Marsch danach wieder zurück.



... link (0 Kommentare)   ... comment


Wir räumen auf!
Vielleicht hat schon mal einer von 5S (kommt aus Japan)gehört:
Seiri: Sortiere aus. Alles was für die Arbeit an diesem Platz nicht benötigt wird, aussortieren.
Seiton: Stelle ordentlich hin. Was tatsächlich gebraucht wird, bekommt einen unter ergonomischen Gesichtspunkten ausgesuchten, definierten und gekennzeichneten festen Platz.

Seiso: Säubere. Der Arbeitsplatz wird von Grund auf gereinigt.

Seiketsu: Sauberkeit bewahren. Das bedeutet stetiges Aufräumen und verhindert, dass neue Gegenstände ungeplanten Zugang zum Arbeitsplatz finden.

Shitsuke: Selbstdisziplin üben. Damit Ordnung und Sauberkeit aufrechterhalten werden, ist Disziplin erforderlich. Ist eine Stellfläche für ein Werkzeug definiert, gehört es auch dahin - immer.

Durch Hinzufügen von:
Shukan: Sich daran gewöhnen. Bei nachhaltiger Disziplin gehen Ordnung und Sauberkeit schließlich in Fleisch und Blut über.
wird das Konzept zu 6S.

5S wird eigentlich in der Fertigung betrieben, aber im Büro kann man das genauso machen. Da ist richtig lustig!!! Und so betreibt Markus das Schauspiel alle paar Wochen wieder, bis wir das 6. S erreicht haben….

K= Kollege, M = Markus, S = Silke

1. Sortiere aus:
K: nee, also das brauch ich unbedingt noch!
M: wozu?
K: weiß auch nicht.
M: weg damit.
K: ok.

2. Stelle ordentlich hin:
S: das können wir doch in die leeren Schränke packen.
K: warum?
S: damit es nicht vollstaubt
K: mmh
S packt alles in die Schränke
K: aber jetzt ist doch der Schrank hier kahl
S: dann kauf doch ein paar Blumen, dann sieht es wieder hübsch aus
K: mmh
Passiert ist natürlich nix!

3. Säubere
Das machen sie ja wirklich, putzen jeden Montag ihren Tisch ab.
Aber dann:

S wischt den Schrank aus, bevor sie die Ordner darein tut (hier ist innerhalb von 2 Tagen alles grau durch den Smog und Staub, das zieht auch überall rein).
K: warum machste den sauber, der ist doch sauber
S: nee, guck doch mal, das Tuch ist doch schwarz
K: mmh

4. Sauberkeit bewahren
M: Warum sind im Schrank schon wieder Sachen drin, die da nicht hingehören? Da haben wir doch einen richtigen Platz für.
K: mmh, weiß auch nicht
M: wird nachher weggeräumt
K fängt sofort an, während die anderen Schränke noch betrachtet werden, stiftet damit Chaos
M: kannste später machen
K: ok (räumt wieder rum)

5. Selbstdisziplin üben
Klappt nicht so gut, aber das wird, man muß nur immer wieder trainieren. Bei meinen Vögeln nennt sich das Clickertraining (gibt es auch für Hunde. Irgendwann lernt man, daß man das Essen in den Kühlschrank packen muß, nicht in den Schreibtisch. Dann riecht es auch besser.

6. Sich dran gewöhnen
Wir lernen dazu…. Auch unsere Putzis haben verstanden, daß die Tatschen an den Fenstern sich nicht selbst auflösen. Die sind mittlerweile echt gut! Auch die Pflanzen ersaufen nicht mehr. Auch der Rest wird besser. Man muß halt stetig dabei bleiben. Mittlerweile gibt es ein 5S-Komitee, was jedes Mal Fotos schießt, damit man vergleichen kann, was sich getan hat.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Komische Zufälle, neue und alte Kontakte
Am einem Wochenende im Juni waren wir samstags erst den ganzen Tag zu Hause und sind nachmittags dann los zum Einkaufen in der brütenden Hitze. Nach dem Einkaufen haben wir dann beschlossen in die Stadt zu fahren in den Blue Frog, das ist ein westliches Restaurant, wo man echt leckere Sachen bekommt. Durch Zufall haben wir dort dann unsere Nachbarn aus dem 18. Stock getroffen, eine Chinesin und ein Brasilianer, die haben wir neulich im Fahrstuhl kennengelernt. Die saßen mit anderen Leuten zusammen da und wir haben uns dann zugesetzt. Da waren Franzosen und Österreicher dabei, also eine gemischte Truppe, die alle bei Tianjin United Airlines arbeiten, alles Piloten.

War eine nette Runde und wir haben erfahren, daß der Brasilianer Heiner heißt, in DE groß geworden ist, da der Vater Deutscher ist und Mutter Brasilianerin und aus Hameln kommt! Er spricht also auch relativ gut Deutsch. Nächstes Jahr planen die beiden nach DE zu ziehen….

Dabei haben wir dann gleich noch erfahren, daß unsere neuen Bekannten/Nachbarn diegleiche Wohnlage und Größe haben wie wir und 5000 RMB (fast 1000€ !!!) weniger zahlen. Und das nur, weil die Europäer nach wie vor abgezockt werden. Da sie Chinesin ist, müssen sie weniger zahlen.

Am Sonntag dann hat uns ein dt. Bekannter angerufen, ob wir nicht mit ihm sein neues funkgesteuertes Segelboot im Wasserpark testen wollen. Also sind wir dort hingefahren und haben unterwegs noch einen Freund von dem Bekannten aufgelesen. Der ist ein Chef bei VW, ist 36 und seit 9 Monaten in Tianjin.

Wir sind dann darauf gekommen, was er und Familie so für Erfahrungen gemacht haben mit Heimweh und Kontakten nach Hause. Erzählen sie ihren Leuten, wie das Leben hier so ist und welche Schwierigkeiten man hat, dürfen sie sich oft anhören „habt ihr euch doch ausgesucht“, während die Freunde wiederum nur über das „schlimme“ Leben in DE reden. Oft redet man aneinander vorbei oder die Leute wollen eigentlich gar nicht wirklich wissen, wie es einem geht. Oder es ist so abstrakt und soweit weg, daß ein solches Leben vollkommen fremd ist, wie wir das alle hier führen.

Der Bekannte, der jetzt 18 Jahre hier ist, berichtete, er hat mittlerweile zu sehr wenigen Leuten aus DE noch Kontakt, von manchen hört er dann auch mal locker 2 Jahre nichts. Und er brachte dann das Argument vor, wo wir ja auch schon mehrmals drüber nachgedacht haben, daß China als Reiseziel nicht so reizvoll ist und die Freunde ihren Jahresurlaub lieber woanders verbringen. Gab dann eine leichte Diskussion zwischen alle Beteiligten, weil man ja auch anders argumentieren könnte so gemäß dem Motto, wenn man doch schon mal die Chance hat, bei Leuten, die in China leben eine Betreuung zu bekommen, dann noch in einer Ecke, wo wenige Englisch sprechen und zudem zählt doch der Freund/in….. Oder auch, daß man sich ja lange Zeit nicht sieht, dann könnte man das mal in Erwägung fassen, wann kommt man denn in seinem Leben wieder so unkompliziert nach China und und und. Andere Argumente sind natürlich auch die Kosten oder wenn Kinder da sind, hat man ganz andere Prioritäten. Und mit Kindern nach China würde ich mir auch dreimal mehr überlegen, wenn ich welche hätte. Das kann man dann natürlich nachvollziehen.

War interessant, mal jede Denkweise zu durchleuchten…. Das eröffnet andere Sichtweisen und man versucht mehr Verständnis zu entwickeln, trotz daß man schon traurig ist, weil keiner kommen möchte. Wenn dieses Verständnis und die Ehrlichkeit von beiden Seiten dann noch kommt, dann kriegt man das auch dauerhaft hin, die Kontakte zu halten….

... link (0 Kommentare)   ... comment