Montag, 21. Juli 2014
Chengdu
Im Mai gab es ein verlängertes Wochenende, was wir dazu nutzen wollten, uns irgendwas anzusehen. Und da wird es auch gleich schwierig. Feiertage und Wochenende bedeuten hier grundsätzlich immer:
es ist supervoll und man trampelt sich tot. Also erwogen wir, das Land zu verlassen und vielleicht mal eins der Nachbarländer zu erkunden. In nur drei Tagen wäre das aber super stressig geworden und wenn man sich mal die Landkarte betrachtet, sind diese Distanzen einfach irre. Zudem wollten wir auch keine Städtereise haben, Stadt haben wir ja jeden Tag hier. Damit fielen z.B. Seoul und Tokio unter den Tisch. Selbst wenn die Flugzeiten noch im Rahmen wären, die Preise stehen dafür in keinem Verhältnis und vom Land an sich haben wir ja dann auch nichts gesehen. Also blieb uns doch mal wieder nur China übrig, wo man zweifelsfrei genug ansehen kann, aber nur unter der Prämisse, daß man halt den Massentourismus mag.

Nach ewigen Recherchen haben wir uns für die Stadt Chengdu entschieden. Das sollte eine wunderschöne alte Stadt sein und zudem leben dort die Pandas in einem Reservat und man kann sie live sehen. Für mich als Tierfanatiker ein absolutes MUSS dahin zu fahren. Hab mich auf vielen Seiten schlau gemacht und rausgefunden, daß man auch die ganzen Babys sehen kann und auch Fotos mit einem Panda machen kann. Das Geld kommt der Stiftung dort zugute.
Unsere Reise war ein 3-Tages-Programm und von einem deutsch-chinesischen Veranstalter organisiert. Tag 1 war Hinflug und Pandas besichtigen, ein wenig von der Stadt noch sehen, Tag 2 war Rausfahren auf das Land und Reisterassen sehen, abends die Sichuan-Oper, Tag 3 war Chengdu entdecken und Rückflug. Das Ganze mit einem Top-Hotel und einem deutsch-sprachigen Führer. Hört sich doch klasse an, oder?

Deswegen waren wir auch bereit, den Preis zu bezahlen, den die Reise kostete. Und wie man schon erahnen kann: so wurde es natürlich überhaupt nicht!!! Das ist halt China kann man da nur sagen. :-)

Tag 1:
Voller Vorfreude und angefixt von meinen Kollegen hier (das ist soooo schön, die Pandas sind so toll, es gibt eine 24-Stunden-Webcam) sind wir also Samstag nach Chengdu geflogen. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich schon mit einem Panda auf dem Schoss sitzen und ein Foto machen. Wir kamen gegen 10 Uhr an und wurden von Joshua, einem deutschsprachigen (gebrochenes Deutsch) Chinesen abgeholt. Als wir das Gelände des Flughafens verließen, schlug uns gleich feuchtwarme Luft entgegen, sehr unangenehm. Ziemlich schnell stellte sich raus, daß Englisch besser war, aber er beharrte auf Deutsch. Immerhin wollte er zu Weihnachten mal nach Deutschland und er hatte die Prüfung des Reiseleiters ja auch gemacht und wollte üben.
Mit ihm und einem Fahrer ging es nicht wie angekündigt ins Hotel zum Einchecken, was uns lieber gewesen wäre, weil wir gar nicht entsprechend gekleidet waren, aber dafür direkt zu den Pandas. Vor dem Eingang schwante uns schon nichts Gutes. Es war proppevoll. Joshua holte dann die Tickets und ich hab ihm gleich gesagt, ich will auf jeden Fall ein Foto machen. Er meinte, viel zu teuer. Ist mir aber egal, entgegnete ich.
So, wir also nun da rein und als Erstes sollten wir nun ein Mittagessen einnehmen. Naiv, wie wir waren, dachten wir, das sei so organisiert, daß er was reserviert hätte wegen der Menschenmassen. Das Restaurant war überfüllt und er stand völlig hilflos da und wusste nicht, was er tun sollte. Wir schlugen ihm dann vor, ins Nächste zu gehen. Das war gegenüber und wimmelte von Mücken. Da man aber einen Chinesen niemals aus seinem Konzept bringen darf (wir hatten noch gesagt, wir können ja auch später essen), haben wir also dort gegessen. Alleine, denn er wollte nichts und wuselte um unseren Tisch solange rum, bis wir fertig waren.
Von da an ging es einen langen Fussweg zum ersten Gehege. Eigentlich logisch, daß bei der Mittagshitze kein Tier Lust hat, sich da in die pralle Sonne zu setzen. Und so sahen wir dort schon mal nichts. Genauso Gehege 2 und 3. Nichts! Gehege 4 war ein Innengehege, wo dann ein paar Pandas waren, die aber träge rumlagen und man konnte vor lauter Menschen nichts sehen. Irgendwie bekamen wir da schon den Eindruck, das bleibt jetzt so enttäuschend und sollten Recht behalten.
Weiter ging es zu den Pandababys, dort waren nur Wenige zu sehen, der Rest war nicht für die Öffentlichkeit. Dort überhaupt einen Blick zu erhaschen war die Kunst. Alle Eltern nahmen ihre Kinder und hoben sie hoch, damit die was sehen konnten.
Dort sollte nun auch die Möglichkeit sein, Fotos zu machen, war aber geschlossen. Und das war auch das Ende der Pandagehege für den großen Panda. Dort ging es dann weiter zum roten kleinen Panda, der war ganz lustig, ein paar haben sich auch mal sehen lassen, waren aber auch alle eher müde von der Hitze. Ziemlich schnell waren wir auch am Ende. Unser Reiseleiter war extrem gelangweilt, als ich noch in den Shops rumlief und als ich fragte, ob das alles sei, meinte er nur, sonst würde man die Pandas immer sehen, er sei zweimal in der Woche da.

Danach sind wir in die Innenstadt gefahren und an einer alten Straße ausgestiegen, in der wir rumgelaufen sind mit tausenden anderen Chinesen. Die Straße an sich ist sehr malerisch, viele alte Gebäude, Darsteller in alten Kostümen, die das ursprüngliche China repräsentierten und ganz viele Stände mit typischen Gerichten der Gegend. Eigentlich sehr schön, aber es war zu warm und zu voll. Wir kamen an ein paar Tempeln noch vorbei und haben uns dann auf den Weg ins Hotel gemacht. Das sollte eigentlich in Nähe der Innenstadt sein, wir wurden aber umgebucht (warum auch immer) in ein abgelegenes Hotel, von wo aus man nicht mehr wirklich wegkam. Dafür war das Hotel wirklich das Beste, was ich jemals erlebt hab in China. Aufgrund der Hitze waren wir ziemlich platt und sind auch gar nicht mehr rausgegangen.

Tag 2:
Montezumas Rache! Markus lag platt! Also haben wir beschlossen, den Tag ausfallen zu lassen und erstmal bei der Rezeption angerufen um nach einem Fieberthermometer zu fragen. Die haben kein Wort verstanden und mich dreimal weiter verbunden. Überhaupt berichtet hier jeder, perfektes Englisch zu können, aber das stimmt leider nicht. Komischerweise stand 10 Minuten später plötzlich unser Reiseleiter vor der Tür mit einem Thermometer. Also muß doch irgendwer was kapiert haben, ihn verständigt haben und der hatte sich auf den Weg gemacht.
Wir haben dann Tag 2 und 3 getauscht, so daß Markus sich kurieren konnte und ich bin mit Joshua zu den geplanten Sehenswürdigkeiten Chengdus gefahren. Dort waren wir an einer alten Grabstätte und anschließend beim Cottage eines berühmten Dichters, was sich wirklich gelohnt hat.
Mittags war ich dann zurück und bis abends war Markus wieder so fit, daß wir uns die Sichuan-Oper ansehen konnten, bekannt für die Changing Faces (immer wechselnde Masken). Vorweg gab es eine Tee-Zeremonie und mehrere Künstler, die Schattenspiele vorgeführt haben. Die Oper war wirklich ein Highlight und es war toll anzusehen, wie schnell die Kostüme und Masken wechselten. So schnell konnte man gar nicht gucken. Genauso schnell war ich auch von oben bis unten von Mücken zerstochen….

Tag 3:
Hier sollten wir nun in eine berühmte alte Gemeinde fahren, zu den Reisterassen hatte die Zeit aufgrund des geänderten Programmes nicht mehr gereicht. Was stellt man sich unter Gemeinde vor? Also unsere Gemeinde zu Hause ist ziemlich klein, grün und nicht dicht bevölkert. Die Gemeinde hier ist alles, aber das nicht!
Es war eine ziemlich große Stadt, durch die ein brauner Fluss floss, in dem Hunderte Leute mit Wasserpistolen standen und sich nass spritzen. Viele alte Gebäude gab es und die typischen Speisen der Region. Dort sind wir dann stundenlang durchgelaufen bei schwülheißen 40 Grad. Nach zwei Stunden fragten wir dann mal, was wir denn noch machen würden, zumal der Flug erst abends gehen sollte und wir mittags schon entnervt waren von dem Trubel, dem Krach, dem versifften Wasser um uns herum etc. Da meinte unser Leiter, wir sollten mal noch zwei, drei Stunden da bleiben, was anderes lohne sich nicht. Also haben wir erstmal unsere Handys durchforstet und festgestellt, daß es durchaus in der Nähe Tempel gab. Laut Joshua könne das aber gar nicht sein und alles zu weit weg. Auch der in 5 km Entfernung….

Irgendwann kamen wir dann drauf, daß er eigentlich gar keine Ahnung hatte von der Region und so baten wir ihn, uns zum Flughafen zu bringen, weil man es nicht aushielt draußen. Er hat die Welt nicht mehr verstanden, ob wir denn die Stadt nicht schön fänden und konnte das gar nicht begreifen. Wir haben uns das gespart zu sagen, daß wir zwar Menschen mögen, aber nicht Tausende auf einem Fleck. Die Chinesen kennen und mögen das eben.
Wir sind dann also zum Flughafen zurück gefahren und haben dort versucht, auf den früheren Flieger umzubuchen, aber die Dame an der Info schickte uns von links nach rechts und keiner war so richtig zuständig und der Flieger dann weg. Und so haben wir dort 5 Stunden totschlagen müssen.

Fazit: nie wieder zu der Jahreszeit und nicht an den Feiertagen! Die Stadt Chengdu ist wirklich wunderschön, auch die Umgebung bietet viel, wenn man die Möglichkeit hat, sich dort hinzubegeben. Auch das Hotel war super. Aber wenn man die Tiere sehen will, niemals mittags dort hin und am besten in den späten Herbstmonaten oder im Februar, März…






































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